Kinder zeigen oft mehr innere Größe, als wir selbst je aufbringen könnten. Wir Erwachsene werden häufig von vielen schlechten Gefühlen übermannt, die ein unschuldiges Kind noch nicht kennt. Rache, Hass, Missgunst – das alles spielt in ihrem Leben noch keine Rolle. Diese traurige Geschichte eines kleinen Mädchens zeigt, dass wir noch so viel von ihnen lernen können, wenn wir uns nur ein Beispiel an ihnen nehmen.
„Meine Tochter ist nun 11 Jahre alt. Über 7 Jahre lang hatte sie von ihrem leiblichen Vater nichts mehr gehört. Als er uns verließ, war meine Tochter gerade einmal 2 Jahre alt. Damals bat er mich darum, keinen Unterhalt mehr zahlen zu müssen, wofür er auch auf seine Rechte als Vater verzichten würde. Schließlich stimmte ich zu. Ich wollte meiner Tochter unnötiges Leid ersparen.
Meine Tochter weiß, wer ihr Vater ist, und sie kennt die Gründe, weshalb er nicht mit uns zusammenlebt. Ich wollte meine Tochter nie täuschen und ihr erfundene Geschichten erzählen, wie zum Beispiel, ihr Vater wäre Seefahrer oder so was. Als sie 4 Jahre alt wurde, nahm mein Ex-Mann wieder Kontakt zu uns auf und erzählte, dass er an Krebs erkrankt war, weshalb er um ein Treffen bat. Meine Tochter stimmte zu und schließlich trafen wir uns mit ihm im nahegelegenen Park. Und obwohl er zuvor um ein paar Stunden gebeten hatte, dauerte das Treffen am Ende nur 20 Minuten.
Ein Jahr später sprach mich ein guter Freund auf der Straße an und erzählte mir, dass mein Ex-Mann jetzt Frau und Kind hat. Ich war wie erstarrt. Meine Tochter, die im Auto saß, hatte jedes einzelne Wort gehört. Ich hatte keine Gelegenheit, zuvor mit ihr darüber zu sprechen. Sie saß still auf dem Rücksitz. Und dann sagte sie folgende Worte:
‚Mama, es ist gut so! Papa hat endlich gelernt, ein Vater zu sein. Das ist schön.‘
Anstatt enttäuscht zu sein und zu weinen, verlor sie nicht ein schlechtes Wort über diesen Mann, während ich vor Wut kochte. Doch die Worte meiner kleinen Tochter zeigten mir, was es bedeutet, zu vergeben.
Obwohl die Kleine allen Grund dazu hätte, bitter enttäuscht zu sein, war die Nachricht über das neue Glück ihres Vaters ein Grund für sie, sich für ihn zu freuen. Denn Kinder sehen die Welt mit anderen Augen. Für sie ist nicht alles nur schwarz oder weiß, gut oder böse, richtig oder falsch. Ab und zu sollten wir denken und handeln wie ein Kind und Abstand nehmen von Gefühlen wie Hass, die uns in den meisten Fällen zu dummen Taten verleiten, und uns stattdessen in Vergebung üben.“
Da sieht man, dass nicht nur die Kinder von uns lernen – auch wir können uns immer wieder ein großes Beispiel an ihrer reinen, unschuldigen Sicht auf die Welt nehmen.