Ein Kind zu adoptieren, ist gar nicht so einfach! Die Behörden stellen hohe Ansprüche an potentielle Adoptiveltern und oft vergehen Jahre von der Bewerbung bis zu dem Tag, an dem man sein sehnlichst erwartetes Kind endlich in die Arme schließen kann. Für den 41-jährigen Italiener Luca Trapanese war es schon immer der größte Wunsch, einmal selbst ein Kind zu adoptieren, doch alleinstehenden Männern und Frauen war dies in Italien noch bis ins Jahr 2017 absolut unmöglich.
Mit der Gesetzesänderung 2017 sah Luca seinen großen Traum ein Stück weit nähergerückt und kurz darauf bot ihm die Adoptionsagentur schließlich die Adoption der kleinen Alba an, die aufgrund ihrer Besonderheit zuvor bereits von mehreren potentiellen Adoptionsfamilien abgelehnt worden war.
Alba kam mit dem Down-Syndrom zur Welt und wurde von ihrer leiblichen Mutter direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Kurz darauf wird das kleine Mädchen 20 verschiedenen potentiellen Adoptionsfamilien vorgeschlagen, doch ausnahmslos alle lehnen das Baby wegen seiner Behinderung ab. Schließlich meldet sich die Adoptionsagentur bei Luca Trapanese, der sich seit Jahren nichts sehnlicher wünscht, als Vater eines Adoptivkindes zu werden. Ohne mit der Wimper zu zucken, sagt er der Adoption der kleinen Alba zu, denn ihm sind Menschen mit dem Down-Syndrom keineswegs fremd.
Im Gegenteil! Seit über 14 Jahren engagiert sich Luca schon ehrenamtlich für die Rechte und Bedürfnisse behinderter Menschen und hat mit seinem damaligen Lebensgefährten sogar eine eigene Stiftung gegründet. Nach 11 gemeinsamen Jahren ging die Beziehung zwar in die Brüche, doch Lucas Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen blieb. Luca selbst erklärt die Motivation hinter seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten mit dem viel zu frühen Tod seines besten Freundes Diego, der im Alter von 14 Jahren an Krebs erkrankte und schließlich auch an seiner schweren Krankheit verstarb. Jede freie Minute verbrachte der Italiener am Krankenbett seines besten Freundes und half dabei, ihn zu pflegen – bis zu dessen letztem Atemzug.
„Seine Eltern mussten die meiste Zeit arbeiten, deswegen waren wir beide meistens auf uns allein gestellt. Ich begleitete ihn (Diego) durch diese schwere, qualvolle und schmerzhafte Zeit bis zum bitteren Ende. Und auch wenn wir nur Kinder waren, war uns die Tragik seiner Situation jeden Tag bewusst. Diego war mein bester Freund und ich hätte alles getan, um ihm zu helfen. Sein Tod hinterließ in mir ein tieferes Bewusstsein dafür, was es bedeutet, mit einer schweren Krankheit leben zu müssen. Deshalb begann ich ehrenamtlich für eine Kirche in Neapel zu arbeiten, die schwerkranken Menschen und Kindern mit Behinderungen half“, erzählt der 41-Jährige in einem Interview.
Schon früh war Luca klar, dass er nicht irgendein Kind adoptieren will, sondern eines mit Besonderheiten. Seine Arbeit mit Menschen mit dem Down-Syndrom hat ihm gezeigt, wie viel Liebe, Freude und Offenheit diese Menschen in sich tragen. Eigenschaften, die vielen gesunden Leuten heute fehlen. Umso glücklicher war der Italiener, als sich mit der Adoption der kleinen Alba nun sein größter Wunsch zu erfüllen schien. Im Juli 2017 war es dann endlich so weit und Luca durfte Alba zu sich holen.
Ich fühlte sofort, dass sie meine Tochter ist.
„Ich eilte zum Krankenhaus, um sie abzuholen. Sie lag in einer klitzekleinen Wiege und war ganz allein. Als ich sie das erste Mal in meinen Armen hielt, überkam mich eine unbändige Freude. Ich fühlte sofort, dass sie meine Tochter ist. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt ein Neugeborenes im Arm hielt. Vor diesem Moment hatte ich mich immer etwas gefürchtet, aber als ich Alba festhielt, wusste ich, dass ich bereit dazu war, ihr ein Vater zu sein“, erzählt Luca stolz.
Luca fährt mit Alba erst einmal zu seiner Familie aufs Land, damit die Kleine in aller Ruhe eine Bindung zu ihm aufbauen kann. Er überhäuft sie mit Liebe und Zuneigung und das Baby, das bisher noch nicht einmal den in dem Alter so wichtigen Körperkontakt mit einem anderen Menschen kannte, genießt diese langersehnte Fürsorge in vollen Zügen.
Mittlerweile sind die beiden ein eingespieltes Team und Alba ist aus Lucas Leben einfach nicht mehr wegzudenken, auch wenn sie manchmal ein ganz schöner Sturkopf sein kann, wie ihr Papa verrät:
„Alba ist eine starke Persönlichkeit und manchmal kann sie ganz schön stur sein. Am liebsten würde sie den ganzen Tag spielen, essen und tanzen. Sie liebt es, unter Menschen zu sein, deshalb gehen wir oft im Park spazieren oder ins Museum und manchmal nehme ich sie auch mit zur Arbeit. Sie liebt das.“
Was für ein schönes Happy End für die beiden. Und in Luca hat Alba den wohl liebevollsten Papa gefunden, den sie sich hätte wünschen können.
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