Auf einem Bürgersteig in London spielte sich vor einem Jahr eine höchst ungewöhnliche Szene ab, die nun ein Nachspiel hat: Ein Paar eilt in der Früh durch die britische Metropole und bleibt urplötzlich vor einem Strip-Club stehen. Wenige Minuten später erschallen Jubelrufe auf der Straße; viele Menschen sprechen von einem Weihnachtswunder. Dabei führte lediglich eine Fehlentscheidung zu diesem außergewöhnlichen Augenblick.
Die Geschichte beginnt damit, dass die hochschwangere Britin Lizzie Hines erste Wehen spürt und sich deshalb mit ihrem Mann zur Klinik des University College London begibt. Dort wird sie allerdings abgewiesen – ihre Wehen seien noch nicht weit genug fortgeschritten. Schließlich ist der Platz in der Entbindungsstation begrenzt. Der Hochschwangeren wird also gesagt, sie solle in ungefähr sechs Stunden wiederkommen. Eine fatale Fehleinschätzung des Krankenhausteams.
Lizzie spürt instinktiv, dass die Geburt kurz bevorsteht, weshalb sie mit ihrem Mann nicht zurück nach Hause fährt, sondern sich in einem nahegelegenen Hotel einquartiert. Ihre Ahnung bewahrheitet sich: Nach lediglich dreißig Minuten Aufenthalt sind die beiden bereits wieder auf dem Rückweg zum Krankenhaus. Die Wehen werden immer unerträglicher. Doch die Entbindungsstation erreicht Lizzie nicht mehr – direkt auf dem Bürgersteig gegenüber des Strip-Clubs ‚Spearmint Rhino‘ drängt das Baby auf die Welt.
Die starken Schmerzen zwingen die Hochschwangere auf das kalte Pflaster. Lizzies Mann will sie zwar noch bis ins Krankenhaus tragen, aber es ist bereits zu spät – das baby will hier und jetzt geboren werden. In Anbetracht der dramatischen Szene bildet sich rasch eine Menschentraube um das Paar. „Einige Ausschnitte dieses außergewöhnlichen Moments sind mir immer noch lebhaft im Gedächtnis. Ich erinnere mich deutlich an die Knöchel der Passanten, die mich plötzlich umringten und wie mir klar wurde, was passieren würde“, erzählt die junge Frau.
Außerdem erinnert sich Lizzie noch sehr gut an das ungläubige Gesicht ihres Mannes, als ihr jemand einen Rollstuhl brachte, sowie daran, dass ein Unbekannter seinen Schal für den neugeborenen Louis opferte, worin der Säugling warm eingewickelt werden konnte. Glücklicherweise war sogar ein Arzt in der Menschenmenge, der Lizzie beruhigen und bestätigen konnte, dass ihr Sohn vollkommen gesund war.
Doch nicht alles blieb der jungen Mutter im Gedächtnis: „Ich erinnere mich zum Beispiel nicht mehr daran, wie ich den Gehweg verließ, wie Menschen jubelten, dass es ein Weihnachtswunder sei oder an die Gesichter der Leute, oder wer uns warm einpackte“, berichtet Lizzie.
Ein Jahr nach jenem Ereignis versuchte Lizzie daher, über Facebook Kontakt zu den unbekannten Helfern aufzunehmen, die dazu beigetragen haben, dass die Geburt ihres Sohnes so glimpflich verlaufen war. Auch der geliehene Schal soll wieder seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden.
Tatsächlich meldeten sich auf ihren Facebook-Post hin zwei Frauen, die ihr bei der Entbindung beigestanden halfen. Den glücklichen ersten Geburtstag des kleinen Louis feierten sie gemeinsam – ein Jahr nach jener dramatischen Szene auf einem Bürgersteig inmitten Londons.