Andere Länder, andere Sitten. Diese Volksweisheit bestätigt sich vor allem dann, wenn man die verschiedenen kulinarischen Vorlieben auf der Welt vergleicht. So gibt es zum Beispiel eine Delikatesse aus Südostasien, der hierzulande nur die Wenigsten etwas abgewinnen dürften – geschweige denn, dass sie sie schon einmal probiert haben.
Die Rede ist von Balut – eine Spezialität, die auf dem mitteleuropäischen Speiseplan ein Tabu darstellt.
Bei Balut handelt es sich um angebrütete Enten- oder Hühnereier. Die Eier enthalten also einen in der Entwicklung befindlichen Embryo. Mit dem lebenden, noch ungeschlüpften Küken werden die Eier gekocht und verzehrt.
Nach dem Kochen wird üblicherweise ein Stück der Schale entfernt, etwas Salz hineingestreut und dann die darin vorhandene Flüssigkeit ausgeschlürft. Anschließend wird das Ei vollständig gepellt und ein weiteres Mal gesalzen.
In Vietnam werden hierbei 19 Tage alte Eier mit deutlich sichtbarem Körper, der bereits Schnabel und Federn ausgebildet hat, bevorzugt. In diesem Stadium sind Schnabel und Federn nach der Zubereitung bissfest, aber weich genug für den Verzehr.
Viele Menschen betrachten Balut allerdings als Tierquälerei, da hier ein Tier zwar in einem Entwicklungsstadium, aber doch lebendig, zubereitet wird.
Auch die 39-jährige Malaysierin Erica Lim aus Kuala Lumpur sieht Balut kritisch. Dennoch kaufte sie sich ein solches rohes Balut-Ei in einem vietnamesischen Restaurant in Puchong, südwestlich von Kuala Lumpur. Anstatt das Entenei aber zu kochen und zu essen, „genoss“ sie es auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Erica entschied sich, dass Ei mit nach Hause zu nehmen und dort auszubrüten. Dafür baute sie aus einer Styropor-Box und Wärmestrahlern einen Brutkasten, in welchem sie das Ei hineinlegte.
Nach zwei Wochen des Wartens geschah tatsächlich das, worauf Erica gehofft hatte: Aus dem Ei schlüpfte ein Entenküken. Erica war von nun an „Enten-Mama“. Von Beginn an waren die beiden ineinander vernarrt. Erica taufte das frisch geschlüpfte Entlein zunächst auf den Namen Daisy, benannte es aber nur kurze Zeit später um in Bibit.
Wie andere Haustiere auch, wird Bibit in der Wohnung gehalten. Manchmal geht es raus in den Park zum Teich, ansonsten planscht Bibit jedoch in der heimischen Badewanne.
Als kleines Küken konnte sie noch in einer Tupperbox schwimmen.
Stubenrein ist Bibit leider nicht. Als Entschädigung legt sie dafür alle 25 Stunden ein Ei, sodass Erica Frühstückseier an Freunde und Familie verschenken kann.
Auf Instagram dokumentiert Erica seit dem 23. Juni 2017 Bibits Werdegang vom Ei bis zur ausgewachsenen Ente. Aber auch im Alltag erregt sie mit ihrem ungewöhnlichen Haustier Aufmerksamkeit.
Letztens waren beide sogar in jenem Restaurant essen, in dem Erica das Balut-Ei, aus dem Bibit dann schlüpfte, erworben hatte.
Sowohl online als auch offline erhält Erica viel Zuspruch dafür, Bibit gerettet und aufgezogen zu haben. Im Grunde erinnert sie uns mit ihrer Tat daran, dass unser Essen nicht nur ein Stück Konsumgut ist, sondern tierisches Leben.
„Enten sind wunderbare Begleiter“, sagt Erica. „Meine Bibit ist charmant und aufmerksam. Ich hoffe, dass mehr Leute erkennen, wie viel Spaß es macht, eine Ente als Haustier zu haben.“ Eine ungewöhnliche Adoption mit Happy End.