Um etwas Gutes zu tun oder das Leben eines anderen Menschen positiv zu beeinflussen, bedarf es nicht immer außergewöhnlicher Taten. Oft sind es schon kleine Gesten, die eine große Wirkung haben und das Leben eines anderen Menschen nachhaltig beeinflussen können.
Von einem ganz besonders rührenden Akt menschlichen Mitgefühls erzählt die folgende Geschichte, die vor Kurzem von der Facebook-Seite Humans of New York (zu Deutsch: die Menschen von New York) geteilt wurde und auf die fast 500.000 Menschen reagierten.
Ein Mann, der zusammen mit seinem Bruder als Pflegekind großgezogen worden war, erzählt die rührende Geschichte von seiner Adoption und einer ganz besonderen Frau – einer Frau die sich entschied, seine Mutter zu werden, und so sein Leben für immer veränderte.
„Mein Bruder und ich kamen schon sehr jung ins Heim. Er hatte Glück – er kam zu einer Familie namens Ripley. Ich hingegen wurde innerhalb von drei Jahren in vier verschiedene Familien gesteckt, eine schlimmer als die andere. Alle paar Monate konnte ich aber wenigstens meinen Bruder sehen.
Frau Ripley ging damals mit uns bei McDonald’s mittagessen und das war das erste Mal, dass sie meine Narben sah. Sofort sorgte sie dafür, dass auch ich zu ihnen kommen konnte. Damals hatte das Wort ‚Familie‘ nicht viel Bedeutung für mich, aber die Ripleys gaben mir das Gefühl, bei ihnen willkommen zu sein.
Kurz nachdem ich zu den Ripleys gekommen war, wurde bei Herrn Ripley Krebs diagnostiziert, und später im selben Jahr verstarb er daran. Frau Ripley war am Boden zerstört und ihre Welt brach zusammen. Sie waren seit der Highschool zusammen und jetzt war sie allein mit zwei Pflegekindern.
Niemand hätte es ihr übel genommen, wenn sie uns wieder ins Heim gegeben hätte. Stattdessen ging sie jedoch mit uns zum Gericht und adoptierte uns ganz offiziell.
Mein Bruder, sie und ich zogen daraufhin in eine Wohnwagensiedlung in Mississippi, USA, in der sie uns großzog. Sie nahm jeden Job an, den sie kriegen konnte. Wir besaßen nicht viel, aber wir gingen ins Kino oder machten Spieleabende zusammen und sie schickte uns zum Softball und zu den Pfadfindern.
Sie muss unfassbar gestresst gewesen sein, aber das ist nicht das, woran ich mich erinnere. Ich erinnere mich nur an die bestärkenden Worte, die sie mir und meinem Bruder immer mitgab: ‚Ihr seid schlau, ihr seid hübsche Jungs und ihr habt all das überlebt, weil ihr stark seid.‘
Als ich zur Marine ging, weinte sie, aber sie wusste, dass das meine einzige Chance auf einen Studienplatz war. Und tatsächlich absolvierte ich irgendwann erfolgreich mein Jurastudium.
Letztes Jahr bekam ich selbst eine Tochter und dadurch kam ziemlich viel bei mir hoch, denn mir wurde klar, dass jede noch so kleine Entscheidung, die ich treffe, das Leben meiner Tochter beeinflussen würde.
Und dann fing ich an, darüber nachzudenken, wie anders mein Leben hätte verlaufen können, weil meine frühsten Kindheitstage das Gegenteil von dem waren, wie ein Kind aufwachsen sollte. Ich sollte kaputt sein, aber ich bin es nicht. Denn vor 30 Jahren entschied sich meine Mutter dafür, mich zu behalten. Und irgendwie, trotz all ihrer Trauer und ihrem Schmerz, überschüttete sie mich mit so viel Liebe, dass meine Wunden heilen konnten.“
Auch wenn es für den mittlerweile erwachsenen Mann nicht immer leicht war, würde er wahrscheinlich doch nichts anders gewollt haben, denn es brachte ihn dorthin, wo er heute ist: zu seiner eigenen Tochter sowie zu einer liebevollen Mutter und seinem Bruder. Und auch wenn ihm damals das Wort „Familie“ nicht viel bedeutete, hat es heute sicherlich seinen Platz bei ihm gefunden.
Eine unfassbar rührende Geschichte, die zeigt, wie man mit Liebe und Mitgefühl das Leben eines anderen Menschen zum Guten wenden kann.
Vorschaubild: © Facebook/Humans of New York